Die Kölner Schule für Kunsttherapie stellt Kunst und therapeutische Haltung gleichermaßen in den Vordergrund. Dabei geht sie davon aus, dass beides mit inneren Reifungs- und Wachstumsprozessen einhergeht, was die Bereitschaft zu einer kontinuierlichen Selbsterfahrung voraussetzt. Diese Selbsterfahrung stellt ein Kernstück der Weiterbildung dar.
Sie bedeutet zunächst eine intensive Auseinandersetzung mit der eigenen Biographie und seelischen Anteilen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bekommen ein Gefühl für innere Wirkzusammenhänge und für seelische Bindungsmuster. Vor diesem Hintergrund kann das eigene Gewordensein und das der anderen TeilnehmerInnen verstanden werden. Dabei ist es uns wichtig, dass diese Erfahrungen im Rahmen einer „gesicherten Baustelle“, eines sicheren Gegenwartsstandpunktes stattfinden können. Die „gesicherte Baustelle“ ist eine Grundvoraussetzung für therapeutische Prozesse überhaupt. Erst wenn sichergestellt ist, dass es nicht zu Überflutungen kommt und Grenzen gewahrt werden, sind innere Entwicklungsprozesse möglich, erst dann kann man spielen, kann man lassen, kann man den eigenen, inneren Faden finden.
Nach und nach wird es wichtig, eine therapeutische Haltung zu erwerben.
In diesem, unseren Ansatz der Kunsttherapie geht es nicht um Deutung von Symbolen und Inhalten, sondern um Strukturen, um Werdeprozesse und die Vielschichtigkeit und Multiplizität alles Seelischen. Hier entwirft sich eine Kunsttherapie, die nicht mit Deutungen arbeitet, sondern eine gemeinsame Reise anbietet, einen Resonanzraum auf Augenhöhe eröffnet.
Kunsttherapie beinhaltet den Faktor des Gestaltens. Im Gestalten gewinnt Seelisches Raum: künstlerische Handlungskräfte werden aktiviert, Seelisches gewinnt Gestalt und Ausdruck, oftmals erstmals. Der Gestaltende ist dabei ein Schaffender, der sich entwirft, sich erfährt, eine Bildsprache entwickelt und als Betrachter dem eigenen Bild begegnet.
Es eröffnen sich Räume: Ausdrucks-Räume, Spiel-Räume, Handlungs-Räume, Erkenntnis-Räume. In diesen Räumen findet ein Lassen statt, ein Innehalten, ein Nachspüren. Es sind oft Räume des Wandels und es ist eine Einladung zur Weitung. Das Prozesshafte ist wichtig, weniger das Ergebnis.
In diesem Sinne vermitteln wir eine Haltung, die sich sowohl in dem Umgang mit Bildern, als auch in dem Umgang mit der Vielschichtigkeit von Seelischem widerspiegelt. Der Raum ist immer auch ein Beziehungsraum. In diesem Raum sind Reifung, Öffnung und Ausprobieren möglich. Gleichermaßen wollen wir sensibilisieren für die Sinnhaftigkeit von seelischen Schutzmechanismen und Begrenzungen und in diesem Sinne ein Verständnis für psychodynamische Zusammenhänge schaffen.
Theoretisch beziehen wir uns auf die Tiefenpsychologie, Hypnosystemische Modelle, Ansätze aus der Arbeit mit inneren Anteilen (IFS mit inneren seelischen Anteilen von R.C. Schwartz, Ego State Therapie nach D. und H. Watkins) und Traumatherapie (nach L. Reddemann). Wichtiger allerdings als notwendige, theoretische Konzepte ist uns das, was die Eröffnung eines Raumes meint und was wir in einem Gedanken von Andrej Tarkowskij finden: Viele würden sagen, der Weg sei das Ziel. Er aber sei der Meinung, dass nicht der Weg das Ziel sei, sondern dass es keinen Weg gäbe, nur das Gehen.